Die beliebte Kinder-Radtour rollt heute in gemütlichem Tempo über große Straßen und fordert sicheres Radfahren für alle Generationen. Entlang der Strecke befinden sich viele verkehrspolitische „Brennpunkte“. Dieser Beitrag diskutiert Möglichkeiten, sichere Radverbindungen einzurichten.
Vom Startpunkt am Marktplatz führt die Route über den erweiterten nördlichen Ring. Der Eingang zum Georgii-Gymnasium ist per Rad kaum kindersicher erreichbar – durch Verkehrsberuhigung der Berliner Straße könnte die Situation langfristig verbessert werden. Dazu müssten Autos auf die Eugenie-von-Soden-Straße geleitet und die Achse zum Bahnhof für Menschen mit Bus und Rad geöffnet werden.
Highlight der Ausfahrt und ganz bewusst gewählt ist die Vogelsangbrücke, die frisch saniert als Symbol für die Benachteiligung von Fuß- und Radverkehr in der Stadtplanung Esslingens steht. Der Alicensteg wenige Meter flussaufwärts als Fußverbindung zur Jugendfarm am Zollberg ist für Kinder seit 2015 gesperrt und eine Sanierung nicht in Sicht. Systematisch zementiert die Stadtverwaltung in den letzten Jahren autogerechte Infrastruktur aus den 70er-Jahren. Breit ausgebaute Straßen erzeugen mehr und mehr Autoverkehr, während Kindern zu Fuß und auf dem Rad Umwege zugemutet werden. Sichere Alternativen zum Fußweg auf die Jugendfarm Zollberg sucht man vergeblich.
Um die Gemeinschaftsschule am Schillerplatz zu erreichen, empfehlen wir seit Jahren die Öffnung der Einbahnstraße Blumenstraße als Haupt-Achse und Anbindung zur Fahrradstraße. Letztere hat durch die Neumarkierung im Herbst und zusätzliche Poller auf Höhe der Olgastraße deutlich an Sicherheit gewonnen und wird von Menschen aller Altersgruppen rege genutzt. Sie zeigt damit, wie wir uns sichere und komfortable Radvorrangrouten vorstellen.
Am östlichen Ende trennt die Hauptstraße Schorndorfer Straße von der Herderschule. Mit einem „OptiFluss“-Konzept will die Stadt den Verkehrsfluss für alle Verkehrsteilnehmer*innen verbessern. Wir beobachten jedoch deutlich längere Wartezeiten für Menschen per Rad oder zu Fuß. Wann beginnt die Stadtverwaltung endlich, Fuß- und Radverkehr höher zu priorisieren als den motorisierten Verkehr?
Östlich der Schorndorfer Straße fehlt die beschlossene Fortsetzung der Hindenburgstraße. Vor mehr als einem Jahr hat der Mobilitätsausschuss des Gemeinderats die Verwaltung beauftragt, eine Fahrradzone in der Gartenstadt einzurichten. Dadurch bekämen Schülerinnen und Schüler zu Realschule und THG Oberesslingen mehr Rechte und die Standards der Fahrradstraße würden weitergeführt. Wir fordern eine sofortige Umsetzung in den Sommerferien, damit der Verkehrsversuch zum neuen Schuljahr starten kann.
Nach rund einer Stunde Fahrt endet die Tour am Diakonissengarten mit glücklichen Kindergesichtern. Sie konnten die Straßen wenigstens kurzzeitig für sich erobern und gemütlich durch die Stadt rollen.
Und damit in den nächsten Jahren längst beschlossene Projekte endlich umgesetzt werden, apellieren wir für die Oberbürgermeisterwahl nächsten Sonntag: Gehen Sie wählen für die Esslinger Mobilitätswende!
Weitere Informationen
- KidicalMass-Route vom 18.07.: http://umap.openstreetmap.fr/de/map/kidical-mass-esslingen_624072
- Beschlussvorlage 61/181/2020 zur Fahrradzone Oberesslingen
- Diskussion um den Alicensteg: https://www.youtube.com/watch?v=8uBB8Y4WOtY
- Zielradnetz von Esslingenaufsrad, ADFC und VCD Esslingen nach Mapathon: http://umap.openstreetmap.fr/de/map/mapathon-esslingen-2021_540206
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