Am Sonntag den 18. Juli sind alle Kinder und Jugendliche eingeladen, gemeinsam um 15 Uhr vom Marktplatz aus über Altstadtring und über die großen Brücken zu radeln. „Gemeinsam rollen wir mit Fahrrädern und Laufrädern für ein Umdenken in der Verkehrspolitik: Kinder und Jugendliche sollen sich sicher und selbständig in Esslingen bewegen können“, erklärt Organisator Christian Henkel.
Wege, die sonst vom Autoverkehr dominiert sind, werden am Sonntag im Rahmen der Kidical Mass Tour fürs Radfahren reserviert. Die Tour dauert rund eine Stunde. Selbst die Jüngsten können sich dabei mit dem Laufrad sicher auf der Fahrbahn bewegen.
Kinder und Jugendliche fahren mit ihren Fahrrädern begeistert die Strecke vorbei am Bahnhof und durch die Esslinger Fahrradstraße zum Spielplatz Diakonissengarten in Oberesslingen. Begeleitet von Musik und mit Fahrradklingeln machen die Kinder, Jugendlichen Eltern und UnterstützerInnen auf sich aufmerksam.
Wir wollen eine #FahrradGeneration
Die OB-Kandidaten sind zur Tour eingeladen. „In unseren Städten sind die Bedingungen für Radfahren, insbesondere für Kinder und Jugendliche sehr schlecht. Es fehlt vor allem an Platz: zu schmale, ungeschützte oder oft gar keine Radwege. Viele Eltern haben Angst um ihre Kinder und fahren sie lieber mit dem Auto.“ erklärte Joachim Schleicher, Vorsitzender des ADFC Kreisverbands Esslingen zum Auftakt der Tour auf dem Marktplatz. Die Kinder und Jugendlichen erwarten vom neuen Oberbürgermeister in ganz Esslingen sichere Radverbindungen zu schaffen. Dazu müsse öffentlicher Raum für Fuß- und Radverkehr umverteilt werden.
71 Prozent der Bevölkerung halten breitere und vom Autoverkehr getrennte Radwege als erforderliche Maßnahme, um Schulwege sicherer zu machen (Infas im Auftrag des ADFC, 14.09.2020). 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen wünschen sich eine bessere Erreichbarkeit für Orte zum Draußenspielen, u.a. durch sichere Radwege (Deutsches Kinderhilfswerk, Kinderreport 2020).
Politik und Verwaltungen tun viel zu wenig, um die Situation zu verbessern. Aktuelle Maßnahmen wie die Einrichtung von Fahrradstraßen, die dennoch für den Durchgangsverkehr geöffnet sind, oder bloße Markierungen auf viel befahrenen Straßen reichen bei weitem nicht aus.
Die Kidical Mass will die Menschen für eine nachhaltige Mobilität begeistern. Fahrradfahren muss sicher und bequem werden, damit alle Generationen aufsatteln.
Die Kidical Mass fordert kinder- und fahrradfreundliche Städte
„Würde ich mein Kind hier allein mit dem Rad fahren lassen? An dieser Frage muss sich eine Stadt messen lassen“, sagt Schleicher. „Die Städte müssen die selbständige Mobilität von Kindern und Jugendlichen ermöglichen sowie kinderfreundliche Lebensräume schaffen. Dazu benötigt es ein progressives Vorgehen, so wie es Städte wie Utrecht und Paris vormachen.“
Die Kidical Mass fordert Tempo 30 innerorts und sichere Schulradwegenetze als wichtiger Bestandteil durchgängiger, engmaschiger Radwegenetze in den Städten. Im Umfeld von Schulen sollen flächendeckend Fahrradstraßen und als Sofortmaßnahmen Schulstraßen nach Wiener Vorbild eingerichtet werden. Um den Forderungen auf Bundesebene weiteren Nachdruck zu verleihen, startete das Bündnis mit lokalen Petitionen zur Verkehrswende auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact.
Bei der Kidical Mass achteten alle an Start, Ziel und unterwegs auf genug Abstand.
Ein breites Aktionsbündnis und die Verantwortung
Zur Europäischen Mobilitätswoche im September ist ein deutschlandweites Aktionswochenende geplant. In Esslingen soll die Kidical Mass daher am 19. September 2021 ein weiteres mal durch die Straßen rollen.
Zahlreiche ehrenamtliche Helfer:innen stellten die Kidical Mass auf die Räder. 2020 wurden mehr als 100 Fahrraddemos in mehr als 90 Städten umgesetzt. Die Inititative wurde mit dem deutschen Fahrradpreis 2021 ausgezeichnet. In Esslingen fand 2020 die erste Kidical Mass mit rund 140 Teilnehmer*inne statt.
Hintergrund Kidical Mass
Die Kidical Mass setzt sich mit ihren bunten Fahrraddemos für kinder- und fahrradfreundliche Städte ein. Die Touren sind für alle von 0 bis 99 Jahre geeignet. Die Polizei sichert die Wege.
Die Kidical Mass wurde in 2008 in Oregon, USA ins Leben gerufen. Die ersten deutschen Kidical Mass fanden 2017/2018 in Städten wie Berlin, Darmstadt, Stuttgart und Köln statt. 2019 gab es bereits 30 Kidical Mass in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit teils 700–1.100 Teilnehmenden. Mit dem Aktionswochenende am 19. & 20. September 2020 fand die Kidical Mass zum ersten Mal zeitgleich in ganz Deutschland und darüber hinaus statt.
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