Der Gemeinderat entscheidet am kommenden Montag, den 27.07. über zwei zukunftsweisende Projekte: Eine kombinierte Bus-/ Radspur auf einem Teil des östlichen Altstadtrings und 100% elektrischer und damit klimaneutraler Busverkehr ab 2024. Um den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten den Rücken zu stärken, laden ADFC und VCD Esslingen zusammen mit dem Bündnis für Klimagerechtigkeit Esslingen zu einer coronakonformen Menschenkette zum Neckarforum ein.
Weltweit haben zahlreiche Städte mit „Pop-Up-Fahrradspuren“ sicheren Platz für Radfahrende geschaffen. Jetzt will auch Esslingen einen Verkehrsversuch mit einer kombinierten Bus-und Radspur auf dem östlichen Altstadtring starten.
„Die Fahrradstraße führt sicher bis zum Altstadtring und wird über die vorgeschlagene Umweltspur optimal zum Bahnhof, in die Altstadt oder zum Neckar fortgesetzt“ erklärt Joachim Schleicher vom ADFC Esslingen den Bedarf. Busse und Rettungsfahrzeuge können auf der reservierten Spur am Stau vorbeifahren und werden dadurch pünktlicher. Aktuell verlieren Busse morgens im Mittel fast drei Minuten auf der Strecke, sodass Fahrgäste bisher im Berufsverkehr oft den Anschluss am Bahnhof verpassen. „Letztlich profitieren alle – auch diejenigen, die aufs Auto angewiesen sind“ ist Petra Schulz vom VCD Esslingen überzeugt. „Eine ganze Menge Pendler werden dann lieber auf dem Bus umsteigen der dann fast durchgängig vom Hirschlandkopf bis zur Kieskreuzung am Stau vorbeifahren kann. Damit wird auch der Autostau kürzer und die verbleibenden Autopendler kommen besser durch.”
Diese sogenannte Umweltspur wurde in der Machbarkeitsstudie für den Radschnellweg Reichenbach-Plochingen-Stuttgart Anfang 2019 empfohlen. Seit 2015 bieten zwar auf dem östlichen Altstadtring Fahrrad-Schutzstreifen theoretisch Raum für Radverkehr. „Aber neben zweispurigem KFZ-Verkehr ist das gescheitert: Radfahrende werden regelmäßig viel zu knapp überholt, fühlen sich dort nicht sicher und weichen auf den Gehweg aus oder trauen sich erst gar nicht aufs Rad”, beobachtet Schleicher. Den Beginn der Sommerferien lobt er als idealen Zeitpunkt.
Rückenwind kommt von den Klimaschützern: Angelina Haug vom Klimagerechtigkeitsbündnis Esslingen freut sich über den wichtigen Schritt in Richtung des vertraglich verpflichtenden 1,5°-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen: “Esslingen muss schnellstmöglich klimaneutral werden, da spielt der Verkehrssektor eine wichtige Rolle.” In derselben Gemeinderatssitzung sollen die Gemeinderät*innen auch die Weichen für 100% elektrischen und damit klimaneutralen Busverkehr stellen. Beide Maßnahmen passten perfekt zusammen und seien Meilensteine in Richtung nachhaltiger und stadtvertäglicher Mobilität.
Als Online-Petition sammelten die Mobilitätsverbände ADFC und VCD Esslingen in den vergangenen sechs Monaten rund 1100 Unterschriften für die Umweltspur. Vor der Abstimmung im Gemeinderat kommenden Montag laden sie nun zur Petitions-Übergabe per Menschenketten-Aktion ein: “Wir bitten alle Unterstützer*innen, sich vom Neckarforum um 15:20 Uhr Richtung Rathaus aufzustellen, um der Verwaltung und dem Gemeinderat den Rücken zu stärken. Wir stehen hier vor der überfälligen Entscheidung, öffentlichen Raum klimagerechter neu aufzuteilen,” beschreibt Schulz die bevorstehende Sternstunde und freut sich über Unterstützung von Natur- und Klimaschützern. Die Esslinger Ortsgruppen von BUND, NABU und Greenpeace stellen sich gemeinsam mit ParentsForFuture Esslingen hinter die Mobilitätsverbände.
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Diese Pressemitteilung als pdf (23.07.2020)
Argumente und Fakten kompakt zusammengefasst (pdf)
Gepostet von Esslingen aufs Rad am Mittwoch, 22. Juli 2020
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