Nach den Pfingstferien läuft der Schulbetrieb nach Corona-bedingten Schließungen wieder an – und stellt Eltern wie SchülerInnen bei der Frage nach dem Schulweg vor Herausforderungen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) empfiehlt, mit dem Fahrrad zu fahren. Die besten Strecken haben die Radexperten beispielhaft gemeinsam mit dem Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) zusammengestellt – inklusive Verbesserungspotential für bessere Radinfrastruktur!
Die Radverkehrszahlen wachsen aktuell rasant. „Wir möchten Menschen, die neu aufs Rad steigen, die besten Wege zeigen“, präsentiert Joachim Schleicher, Ansprechpartner des ADFC Esslingen die Karte „Mit dem Fahrrad zur Schule“. Zum Wiederbeginn des Präsenzunterrichts nach der Corona-bedingten Pause kommt ein langersehntes Stück Normalität zurück. Doch vom Elterntaxi rät Schleicher ab: „Für mehr Sicherheit der Schulgemeinschaft appellieren wir an alle Eltern, auf Bringverkehr mit dem eigenen Auto zu verzichten.“
Mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule bewegen sich die Kinder und Jugendlichen an der frischen Luft und stärken damit Immunsystem und Eigenständigkeit. Sie unterstützen auch den öffentlichen Personennahverkehr, wenn die Busse aufgrund der Abstandsregeln nicht mehr so viele Fahrgäste mitnehmen können wie bisher.
Radschulwege-Planung
Mit interfraktionellem Antrag vom November 2018 forderten alle Gemeinderatsfraktionen die Stadtverwaltung auf, eine Radschulwege-Planung zu erstellen. Vorabgespräche haben stattgefunden, aber das THG ist die erste und Schule mit abgeschlossener Erhebung. „Wir haben von fast allen Klassen die tatsächlich gefahrenen Wege und subjektive Gefahrenstellen erfasst und digitalisiert. Die Daten stehen dem Ordnungsamt zur Verfügung“, beschreibt der Verkehrsbeauftragte des THG, Thomas Szücs, den Stand der Dinge. „Im nächsten Schritt sollten die Mängel beseitigt und Wege-Empfehlungen erstellt werden“, führt Schleicher den weiteren Ablauf aus. „Mangels Initiative von Seiten der Stadtverwaltung haben wir diesem Schritt vorgegriffen und zeigen, wie wir uns solche Karten für alle weiterführenden Schulen vorstellen.“
Akutes Handlungspotential
„Die Einmündungen/Kreuzungen direkt vor der Schule machen Schülern besonders Angst“, fasst Szücs die Ergebnisse der Befragung zusammen. Zugeparkte Gehwege und Eltern-Taxis sorgen für unübersichtliche Situationen. „Da Kinder nicht über Autos hinweg sehen, ist ein freies Blickfeld besonders wichtig“, ergänzt Schleicher. Der Jugendgemeinderat hatte vor einem Jahr mit einem Antrag auf die Missstände hingewiesen und einen Ortstermin gefordert: „Überholen mit 1,5 Meter Abstand ist in der Breslauer Straße schlicht nicht möglich – die SchülerInnen werden regelmäßig gefährlich knapp geschnitten“, erzählt Schleicher. „Der abgebaute Radweg auf dem überbreiten Gehweg entlang der Breslauer Straße fehlt. Wir brauchen einen Ausbau sicherer Radinfrastruktur anstatt Verbindungen zurück zu bauen,“ ergänzt Szücs.
Für sichere Schulwege – jetzt handeln!
„Wir brauchen fahrradfreundliche Schulwege dringender denn je!“, so Schleicher. Der ADFC appelliert daher an das Land und die Kommunen, jetzt zu handeln. Mit dem erhöhten Landesetat für den Radverkehr seien gute Rahmenbedingungen vorhanden, um den Ausbau einer sicheren Radverkehrsinfrastruktur zügig vorantreiben. Ausschlaggebend sind aber auch landesweite Vorgaben zur schnellen, rechtssicheren Einrichtung Corona-sicherer Rad- und Gehwege, wie es in einem offenen Brief an den Verkehrsminister bereits gefordert wurde. Ein Handlungsleitfaden und pragmatische Lösungen sind jetzt gefragt. Sie unterstützen Kommunalverwaltungen bei der provisorischen Umgestaltung von Straßen und räumen eventuelle rechtliche Bedenken aus.
Pop-Up-Bike-Lanes, Fahrradstraßen und Tempo 30
„Kommunen können jetzt konkrete Maßnahmen provisorisch gut umsetzen“, sagt Schleicher. Dazu zählen etwa geschützte Radstreifen (Pop-Up-Bike-Lanes) und Fahrradstraßen, die SchülerInnen helfen, sichere Wege durch die Stadt zu finden. Sie eignen sich auch, um den Radverkehr vom Fußweg zu entzerren: So entsteht mehr Platz und gleichzeitig können die Abstandsregeln besser eingehalten werden. Für mehr Sicherheit sorgen auch temporär verkehrsberuhigte Straßen und Geschwindigkeitsreduktionen auf Tempo 30. Wenn Grünphasen für den nicht-motorisierten Verkehr verlängert werden, geraten Kinder auf dem Fahrrad an Kreuzungen weniger in Stress und fühlen sich sicherer. Aber auch bereits geplante Radwege sollten nun zügig umgesetzt werden. „Die Neumarkierung der Fahrradstraße Hindenburgstraße muss dringend umgesetzt werden. Die Verzögerung in den Herbst gefällt uns gar nicht“, wirbt Schleicher für höheres Umsetzungstempo und bessere Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium als Fördergeber.
Weitere Informationen
Empfehlungskarte: ADFC_THG_Schulradwege_06_2020, pdf (3,6MB)
FA/468/2018 Gemeinsamer Antrag vom 01.11.18 zum Thema Schul-Radwege im Ratsinformationssystem
FA/224/2019 Antrag des Jugendgemeinderates vom 16.06.19 zur Verbesserung der Radverkehrssituation in der Breslauer Straße, Oberesslingen
im Ratsinformationssystem
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